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Anschauungsmaterial zum Thema Schärfe, Schärfentiefe und Ausgabegröße

Sigma 50mm f/2.8 (Makroobjektiv - Festbrenweite) an der Nikon D800




Bei nicht wenigen Teilnehmern meiner Fotokurse erlebe ich das Erstaunen über Tatsache, dass die Schärfentiefe bei Verkleinerung von der originalen, vollen Bild-Auflösung in die letztendlich genutzte Bildgröße ansteigt.

Ebenso erkennen viele nicht sofort das Potential das durch Nachschärfen bei Verkleinerung der Bilder gegeben ist.

Was mich heute jedoch bewog diese Seite und die folgenden Testbilder zu veröffentlichen, war eine Aussage eines erfahrenen Fotografen, ein Kollege der tatsächlich sehr hohe Qualitätsanspüche bedient:
Frei zitiert:
Bei "normalen" Ansprüchen kann man auch stärker abblenden, für maximale Auflösung jedoch nicht.
Blende 16 (Nikon D800), reicht nur noch für das Web.

Nun sind meine Erfahrungen jedoch so, dass ich im Makrobreich und bei "Webgräße" sehr wohl noch gute Resultate bei Blendenwerten von f/22 erziehle.

Nun muss man natürlich die "Web-Bild-Größe" festlegen.
Vor vielen Jahren war dies bei ca. 600-800 Pixel Bildbreite, heuzutage nutzen die meisten Bildschirme mit bis zu 1280 Pixel in der Breite.
Ich habe 1600 Pixel breite Bilder verwendet um alle mit noch größeren Bildschirmen nicht  zu enttäuschen.
Das entspricht einem ca. 20cm breitem gedruckten Bild in noch recht guter Auflösung (200ppi)


Da der Effekt der Schärfentiefe bei größeren Abbildungs-Maßstäben umso deutlicher wird, ist dies in der Makrofotografie besonders relevant.

Ich habe für diese Testbilder also ein Makroobjektiv an die Nikon D800 gepackt und dies auf den maximal möglichen Abbildungsmaßstab von 1:1 eingestellt.
Mir anderen Worten, ich habe die Entfernungseinstellung des Objektives auf die geringstmögliche Entfernung eingestellt.
Dies entspricht der Naheinstellgrenze des Objektivs.

Dann das Motiv - eine alte Taschenuhr - davor gelegt und solange verschoben, dass die Schärfeebene so gut wie möglich durch die Bildmitte verläuft


Es folgen einige dieser Bilder zuerst mit  geringer Schärfung und ohne Beschnitt  (Alle Bilder direkt aus Adobe Lightroom V4.4):
Hinweis zum Abbildungsmaßstab:
Das Bild wurde auf einem Sensor mit rund 36mm Breite (D800) durch das Objektiv abgebildet.
In Natura hat diese Uhr also nur rund 3cm Durchmesser.






Nun dieselben Bilder, aber deutlich stärker geschärft:






Es ist im direkten Vergleich zu erkennen, dass eine "künstliche" Bildschärfung in der elektronischen Bildbearbeitung doch eine sehr sinnvolle Erfindung ist  ;-)


Dank dieser Schärfung sehe ich keinen Grund, dass Bilder aus einer hochauflösenden Kleinbildkamera, wie hier die Nikon D800
beim  Abbildungsmaßstab bis 1:1 nicht bis mindestens Blende f/22 sinnvoll eingesetzt werden können - falls das Endprodukt ein Bild in "Webgröße" ist!



Ganz anders sieht es aus, wenn wir als Zielprodukt ein sehr großes Bild oder Poster drucken.

Oder die Bilddatei am Monitor derart vergrößern ("hineinzoomen"), dass nicht mehr das ganze Bild zu sehen ist, sondern nur noch ein Ausschnitt daraus (ein "Crop").

Hier ist der Schärfeverlust beim stärkeren Abblenden gut zu sehen.

Diese Unschärfen, je kleiner die Blendenöffnung wird...
...wird natürlich durch den Beugungseffekt (Diffraktion) verursacht.


Es folgen sogenannte 100% Crops aus denselben Bildern wie oben, in denen dieser Schärfeverlust durch Abblenden klar zu sehen ist, man achte auf die Kratzer im mittleren Bildbereich:

Bei  Blende  f / 5.6:


Bei  Blende  f / 8


Bei  Blende  f / 22:



Nun könnte man auf die Idee kommen und auch bei diesen sehr großen Bildabmessungen die elektronische Schärfung zu aktivieren.

Prinzipiell sollte man dies auch versuchen, jedoch erreicht man hier oft und recht schnell die Grenzen einer sinnvollen Steigerung der Bildschärfe durch die elektronische Bearbeitung

Je nach Bildinhalt ergeben sich individuelle Werte für eine optimale Schärfung.
Diese zu finden kann schon ein wenig dauern ;-)

Hier noch dieselben 3 Ausschnitte mit starker Schärfung - dabei ist zu sehen, dass eine Artefaktbildung durch "Überschärfung" den Bildeindruck leider nachteilig beeinflusst.
Die sinnvollen Grenzen sind also bereits überschritten, aber nur solange das in dieser Größe betrachtet wird!

Tipp:
Sehr stark schärfen, so dass die Grenze zum "Überschärfen" in der großen Bildgröße bereits knapp erreicht wird, kann sich auf den Schärfeeindruck des verkleinerten Bildes positiv auswirken!

Bei  Blende  f / 5.6:



Bei  Blende  f / 11:


Bei  Blende  f / 22:





PS:
Alle Bilder mit der kompletten Blendenreihe von 5,6 bis 32 und den Ausschnitten, als auch den beiden Schärfungsstufen stehen als Zip-Datei hier zum Download zur Verfügung.

Diese Bilder (download) sind frei für ausschließliche private Verwendung.
 
Jede andere Veröffentlichung oder Verwendung ist nicht gestattet, ebenso erlaube ich keine deeplinks welche direkt auf die Bilder meiner Webseite zeigen.

Diese gesamte Seite darf (und soll) natürlich schon im Netz verlinkt werden.



PPS:
Natürlich "darf" man auch Tiefenschärfe sagen, da es sich eh "eingebürgert" hat.

Korrekt ist dennoch nur die "Schärfentiefe", da es nicht um die Schärfe als solche geht (bei dem was gemeint ist),
sondern um den Bereich in der Tiefe des Bildes, der noch als ausreichend "scharf" bezeichnet wird.


und noch ein  PPS:
Da ich es definitiv nicht besser erklären kann, verweise ich hier kurz auf eine sehr gute "Zusammenfassung" der sich beeinflussenden Faktoren von:
Kritischer und Föderlicher Blende im Nikon-Forum





Ich hoffe dies alles hilft dem ein oder anderen Leser,

bis zum nächsten Artikel,

herzliche Grüße aus München,

Dieter Lukas - Panobilder.de
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